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Wir in der Presse

Samstag, 30. November, im SÜDKURIER

Wir helfen mit (1): Ehrenamtliche kutschieren mit Rikschas behinderte und betagte Menschen durch die Stadt. Die Nachfrage ist riesig. Aber der Verein braucht dringend Geld. von Claudia Rindt

Konstanz – Für die 85 Jahre alte Bärbel Wiede ist klar: „Das ist wunderbar. Ich würde es sofort wieder machen.“ Die Frau ist ansonsten am Rollator unterwegs ist, zeigt sich begeistert von Fahrten mit der Rikscha. Der Verein Radeln ohne Alter bietet diese an, damit ältere Menschen Abwechslung im Alltag erleben und Ziele besuchen können, die per Rollator oder Rollstuhl unerreichbar geworden sind. Michael Buchmüller, der den Verein in Konstanz initiiert hat, spricht gern vom „Recht auf Wind im Haar“. Für die Wartung und Anschaffung von Rikschas benötigt der Verein Geld.

Die bisherigen Mitfahrer begrüßen die Initiative sehr: Gerlinde Mitterer sagt, ihr hätten die Fahrt ausgezeichnet gefallen wie auch die Reaktionen der Passanten. Diese seien beim Anblick der Rikscha entzückt gewesen. Erhard Zolondz sagt: „Das war ein wunderschönes Erlebnis. Das lebt von Michael und seiner Art, mit den Leuten umzugehen.“ Er meint damit den Vereinsvorsitzenden Michael Buchmüller. Birgit Kirchner freute sich, dass sie mit der Rikschafahrt der Schwester etwas bieten konnte: „Das war ein Freudentag.“

Auch die Fahrer, die eine Schulung durchlaufen haben, sind begeistert: Angelika Pitzer weiß durch ihren Einsatz in der Nachbarschaftshilfe in Allmannsdorf genau, wie klein der Radius von älteren Menschen ist. „Die kommen nicht mehr weit.“ Mit der Rikscha sei das anders. Peter Bergmann findet es ganz wichtig, dass durch das Projekt Jung und Alt zusammen kommen. Anfangs habe er gedacht, ältere Menschen wollten gar nicht so gern in die Stadt und von anderen gesehen werden. Doch genau das wollten sie. Michael Buchmüller stellt fest: „Das ist das beste Projekt, das ich jemals gemacht habe. Das ist sinnvolles Engagement. Es macht etwas gegen die Einsamkeit im Alter, es ist nachhaltig und schafft Naturerlebnisse. Da läuft alles zusammen. Ich würde es sofort wieder tun.“

Warum ich das Projekt empfehlen kann:
Radeln ohne Alter KonstanzAnette Mohrlok, Betreuungskraft im Haus Zoffingen, stellt über die Rikschafahrten fest: „Die bringen Lebendigkeit in den Heimalltag. Unsere Bewohner sind begeistert.“ Für diese seien die Rikschafahrten etwas Besonderes. „Das ist wie ein Abenteuer. Sie erzählen davon noch lange.“ Anette Mohrlok hat testweise einmal selbst auf der Rikscha Platz genommen. „Ich war gleich Feuer und Flamme.“ Dann habe sie die Bewohner motiviert, mitzufahren. Diese seien zunächst etwas zurückhaltend gewesen. „Aber, wenn man einmal dabei war, dann läuft es von selbst.“ Eine Bewohnerin habe sich gefreut, dem Enkelkind etwas bieten zu können. Denn sie habe für sich und den Nachwuchs eine Fahrt gebucht. Die 61 Jahre alte Anette Mohrlok ist für die Alltagsstruktur im Heim zuständig. Es gehe darum, möglichst viele Ressourcen der Bewohner zu erhalten, Feste und Spielerunden zu organisieren und Vorlieben einzubinden. Wenn jemand zum Beispiel gern singt, könne man einen Singkreis anbieten.

Die Mitwirkenden: Radeln ohne Alter hat zehn geschulte Fahrer und 30 Personen, die im Training sind. Der Kopf ist der 57 Jahre alte Michael Buchmüller. Er hat Geld vorgestreckt für die Anschaffung der ersten beiden Rischkas. Zudem gibt es zwei Tandemräder in Seniorenheimen. Ziel ist es, in jedem Konstanzer Stadtteil eine Rischka zu platzieren. Das Haus Zoffingen ist Kooperationspartner.

Die Initiative: Radeln ohne Alter ist als Verein organisiert. Er unterhält Rikschas und schult ehrenamtlich tätige Fahrer, damit diese mit Senioren einen Ausflug machen. So wird der Aktionsradius von betagten Personen erweitert, sie können zu ihren Lieblingsplätzen aufsuchen, frische Luft schnappen und am Stadtleben teilnehmen.

Der Zweck: Um Rikschas anschaffen und warten zu können, benötigt der Verein Geld. Ziel ist es, in jedem Stadtviertel einen Platz für so eine Rikscha einzurichten und ehrenamtliche Fahrer zu gewinnen. Kontakt: info@radelnohnealter-kn.de

Das Konto:
Radeln ohne Alter
IBAN: DE22 6929 1000 0232 6980 04
Stichwort: SÜDKURIER

Samstag, 18. Januar, 2025 im SÜDKURIER

Danke! Leser spenden fast 84000 Euro

SÜDKURIER-Hilfsaktion verbucht mehr Zuspruch
Malteser-Wärmebus bekommt das meiste Geld
von Claudia Rindt

Konstanz – Was für ein starkes Zeichen für die Gemeinschaft: SÜDKURIER-Leser haben 83.940 Euro an 19 gemeinnützige Organisationen gespendet, die sich für Menschen in Konstanz, Allensbach und Reichenau einsetzen.

Die Lokalredaktion hatte in der Adventszeit im Rahmen der Serie „Wir helfen mit“ 19 Initiativen vorgestellt, die sich um Arme, Obdachlose, psychisch Kranke, chronisch Kranke, Senioren, Flüchtlinge, in Not geratene Menschen und andere Bedürftige in der Region kümmern. Die Spendensumme zeigt, dass Bürger nach einer Phase der Zurückhaltung wieder mehr Geld für wohltätige Zwecke geben. Im vergangenen Jahre summierten sich die Spenden auf rund 65.000 Euro. Das Spendenaufkommen geben die Organisationen selbst an.

Rikscha Konstanz

Spitzenreiter bei den Eingängen ist demnach mit 17.475 Euro ein gerade gestartetes Projekt: der Wärmebus für Obdachlose, den ehrenamtliche Kräfte der Malteser möglich machen. „Wir waren völlig geplättet und aus dem Häuschen“, sagt Silvia Baumann, Sprecherin des Maltester-Hilfsdiensts in Konstanz. „Das war eine Riesenfreude, auch für die Ehrenamtlichen.“ Seit diesem Winter setzen sie einen Wärmebus ein, mit dem sie immer am Samstag und am Sonntag zu Obdachlosen in Konstanz fahren, um sie mit Wärmendem und Notwendigem zu versorgen, etwa frei verkäuflichen Medikamenten. Möglicherweise wird der Bus auch im Sommer im Einsatz sein, damit sich Menschen, die auf der Straße leben, besser vor der Hitze schützen können.

Die Engagierten haben sich bisher ein Fahrzeug aus dem Malteser-Fuhrpark geliehen. Die gespendete Summe reiche aus, um ein eigenes gebrauchtes Modell zu erwerben. Mit dem sei es dann möglich, Hilfsmittel bis zum nächsten Einsatz im Wagen zu lassen. „Das ist eine Riesenerleichterung.“ Die Malteser seien davon ausgegangen, dass sie ein paar Jahre mit einem Provisorium auskommen müssten. Dass nach nur einer Spendenaktion die Summe für den gebrauchten Wagen zusammengekommen ist, zeigt Silvia Baumann, dass viele Bürger das soziale Denken teilen: „Es ist notwendig, sich um den anderen zu kümmern.“

Fast 11.000 Euro hat auch die medizinische Ambulanz für Obdachlose am Lutherplatz bekommen, die sich zu 40¦Prozent aus Spenden finanziert. Träger ist die AGJ, ein Fachverband der Erzdiözese Freiburg, zuständig für die Obdachlosenhilfe im Landkreis Konstanz. Für den Notfalltopf des Sozial-Caritativen Fördervereins Allensbach (SCFA) gingen 8940 Euro ein. Eingerechnet ist eine Spende von 4000 Euro, die zwar schon im November kam, also vor dem Start der Serie, aber mit dem Verweis auf „Wir helfen mit“. Der SCFA greift Menschen in Allensbach unter die Arme, die durch einen Schicksalsschlag aus der Bahn geworfen wurden.
Der Verein „Frauen helfen Frauen in Not“ unterstützt Frauen, die sich aus der häuslichen Gewalt lösen wollen oder dies schon getan haben. 7500 Euro gingen bei dieser Organisation ein. Eine große Resonanz hatte auch die Bitte des Flüchtlingsnetzwerks „Save me“ um Spenden für das Projekt Leihcomputer. Flüchtlinge brauchen oft für Sprachkurse und die Weiterbildung solche Geräte. Es wurden 6300 Euro gespendet.

Neu in der Serie hatte sich der Verein „Radeln ohne Alter“ vorgestellt. Er ermöglicht mit Rikschas Ausfahrten für Menschen, die einen sehr kleinen Bewegungsradius haben, weil sie alt oder behindert sind. Dank der kostenfreien Rikaschafahrten durch Ehrenamtliche kommen sie wieder an ihre Lieblingsplätze in der Stadt – und manchmal auch ans Grab eines geliebten Menschen. Ziel des Vereins ist es, in jedem Stadtteil von Konstanz ein Team von ehrenamtlichen Fahrern und eine Rikscha bereit zu stellen. Dafür reichen die 1200 Euro noch nicht, die bei der Adventsserie eingegangen sind.

Etwas kleiner war auch die Zuwendung von 500 Euro an die Caritas, die um Spenden für ihren Nothilfetopf gebeten hatte. Aus diesem unterstützt sie Menschen, die durch einen Schicksalsschlag in Not geraten sind. Oft leistet sie Überbrückungshilfen, weil ein Antrag auf staatliche Gelder noch nicht bearbeitet wurde.

Andere Organisationen, die ebenfalls einen Nothilfetopf unterhalten, haben mehr Spenden bekommen, so etwa die Ines-und-Elly-Dahm-Stiftung für Frauen in Not. Bei ihr gingen 3450¦Euro ein. Für Familien in Not setzt der Sozialdienst katholischer Frauen seinen Hilfsfonds ein. Er hat für ihn 2305 Euro bekommen. Für Betreute in Not unterhält der SKM einen Nothilfetopf und verbuchte für ihn 950 Euro.

Der Hilfsverein für seelische Gesundheit hat als einzige Initiative in der Serie einen Integrationsbetrieb, und zwar die Radwerkstatt in der Schnetztor-Unterführung. Dort sind Menschen mit Handicap beschäftigt. Aus eigener Kraft schaffe er es unter diesen Bedingungen nicht, für Investitionen Gelder zu erwirtschaften, sagt der Vorsitzende Ralf Rosbach. Deshalb bat er um Spenden. Für moderne Reparaturständer mit Lifttechnik hat er 4215 Euro bekommen.