Wer wir sind
Ihr Rikscha-Team in Konstanz
Das Team unseres Vereins in Konstanz besteht aus engagierten und herzlichen Menschen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Seniorinnen und Senioren unvergessliche Erlebnisse zu schenken. Unsere Mitglieder kommen aus unterschiedlichen Lebensbereichen, bringen aber alle die gemeinsame Leidenschaft mit, anderen Freude zu bereiten. Mit viel Geduld, Einfühlungsvermögen und einem Lächeln auf den Lippen steuern wir die Rikschas durch die schönsten Ecken von Konstanz. Dabei stehen für uns nicht nur die Bewegung und die frische Luft im Vordergrund, sondern auch die zwischenmenschlichen Begegnungen, die jede Fahrt zu einem besonderen Moment machen.
Einige Ehrenamtliche unseres Vereins stellen wir hier in Portaits vor:
Peter K. Bergmann
Unser Pilot aus Bayern
Peter K. Bergmann ist 69 Jahre alt. „Und ich würde auch gerne gefahren werden, wenn ich mal alt bin-also, so richtig alt.“ Aber das ist nicht der Hauptgrund, warum er sich dem Konstanzer Verein „Radeln ohne Alter Konstanz e.V.“ als Pilot zur Verfügung gestellt hat. „Ich fahre schon lange Rennrad.“ In seiner bayrischen Heimat tat er das nicht: „Zu hügelig!“ Aber ab 1986, als er in die Chérisy zog, dann schon: „Hier in Konstanz ist`s ja schön flach.“
Doch mit dem Dingelsdorfer Radfahrverein, er wohnte später in Oberdorf, ging es dann doch über Pässe und auf Wochenfahrten bis nach Tabor. „Und irgendwann hab ich gesagt: jetzt reicht`s mit der Quälerei!“ Und dann las er einen Artikel über Rikschas und dachte, das wäre doch auch etwas für Konstanz.
Und für all die Radkollegen, die nun auch, älter geworden, es vielleicht etwas gemütlicher angehen lassen wollen.
Und für ihn natürlich auch.
Und als er davon hörte, dass ein Rikschaverein in Konstanz gegründet werden solle, war er sofort als Gründungsmitglied dabei.
Inzwischen fährt er regelmäßig Senior:innen vom Haus Zoffingen. Die auf den Fahrten viel zu erzählen haben: Wo sie aufgewachsen oder zur Schule gegangen sind. „Und auch ich kann ihnen viel über die Stadt berichten.“ Bergmann war als Bautechniker und Archäologe im Einsatz, arbeitete mit, wie der Schlachthof in die Bibliothek der Fachhochschule umgebaut wurde, weiß auch viel über das Palmenhaus. So gehen auf seinen Fahrten die Geschichten hin und her. „Ehrlich gesagt: Für mich der tollste Effekt: Ich tue mir jetzt viel leichter, Ältere anzusprechen- echt wahr!“ Er fährt mit der Rikscha vor, lädt die Senior:innen ein, fragt, wo`s hingehen soll („Sollen wir heute nach Rom, München oder Paris fahren?“), der erste Lacher folgt prompt, der Rest ergibt sich von selbst. „Und letztens wieder die Rückmeldung von jemand vorne drin: Das hätte ich heute früh nicht gedacht, dass es so schön wird…!“
Eine Hochzeit ist er auch schon gefahren. Prompt platzte unterwegs, nach einer schönen Stadtrundfahrt, beim Bordsteinhochfahren ein Reifen. Dem Fahrer war`s peinlich, das Brautpaar nahm`s mit Humor und ging den Rest der Strecke zu Fuß. „Gott sei Dank konnten die ja noch laufen!“ Sollte das mal mit Älteren passieren: „Kein Problem, dann rufen wir halt ein Taxi oder einen Fahrdienst!“ Eine Lösung gibt es immer. Peter schob mit dem Brautpaar die Rikscha auch gleich in den nächsten Fahrradladen, die den geplatzten Reifen schnell austauschten.
Und wenn Peter K. Bergmann anderen sagen sollte, warum es sich lohnt, bei Radeln ohne Alter mitzumachen, dann sagt er lapidar: „Es macht alle glücklich, wir lachen, winken- und alle winken zurück. Und es tut allen Beteiligten einfach nur gut!“
Susan Stojic
Unsere Pilotin mit Herz
Susan Stojic wohnt in Konstanz, ist gelernte Einzelhandelskauffrau, hat aber vor zwei Jahren eine Ausbildung zur Seniorenassistentin absolviert, „um mit alten Leuten Zeit zu verbringen.“ Kaffee trinken, sie zum Arzt begleiten, solche Sachen: „Nichts Pflegerisches.“ Ihre Idee war, sich damit selbstständig zu machen. Was sie auch noch vorhat.
Und da sie seit Jahren alles mit dem Fahrrad macht und auch kein Auto besitzt, war ihre Frage schon da: „Wie bin ich dann mobil, um die alten Menschen von A nach B zu bringen?“ Und als sie einen Artikel über Rikschas las, dachte sie: „Wenn ich das Projekt angehe, dann will ich unbedingt auch so eine haben!“
Im Frühjahr 2024 stößt sie auf den Artikel im Südkurier über die Anfänge von „Radeln ohne Alter“ in Konstanz. Da war ihr klar: „Das ist doch genau meine Sache!“ Und drum ist sie von der ersten Stunde an dabei. Hier kann sein nun das machen, was sich schon so lange vorgestellt hat, „ohne mir selbst eine Rikscha kaufen zu müssen.“
Susans Eltern sind seit sechs Jahren im Heim, die Mutter war am Ende ihres Lebens stark dement. „Aber wenn wir sie schlafend mit dem Rollstuhl nach draußen fuhren und sie aufwachte, lächelte sie immer.“ Und auch ihr Vater, den sie nun mit dem Rollstuhl an die frische Luft bringt, breitet oft die Arme aus und ruft: „Oh, wie ist das schön!“ Für Susan ist es dieses „Draußen-Spüren“, was Senior:innen glücklich und zufrieden macht. Zwei Stunden im Freien, „und der Tag ist gerettet.“ Dagegen der Alltag in vielen Heimen trist: Zwischen den Mahlzeiten keine Beschäftigung, Herumsitzen und warten- worauf?
„Man kann doch mit so wenig Menschen glücklich machen!“. Sagt sie. Und such einen selbst, so die 57-Jährige, mache kaum etwas anderes so zufrieden wie Zeit mit Älteren zu verbringen: „Das mit der Rikscha ist Glück für uns alle!“
Anna Brenner
Unsere neue Pilotin
Anna Brenner ist mit ihren dreißig Jahren (Stand 2024) schon viel rumgekommen. Vor allem beruflich. Aufgewachsen am Rand des Pfälzer Waldes („Ich bin seither waldverbunden!“) hat sie ihre Friseurinnenlehre in Berlin absolviert, ein Gesellenjahr in Stockholm verbracht, um dann wieder in Berlin und letztlich in Konstanz ihren Meister zu machen. „Manche Türen öffnen sich einfach!“, sagt sie: In Stockholm wollte sie nur acht Wochen für ein Praktikum bleiben, man bot ihr einen Job an, es wurde dieses Jahr daraus, in Konstanz wollte sie nur drei Monate bis zu ihrer Prüfung wohnen, auch hier gab es Angebote, jetzt sind Jahre daraus geworden. (“Jetzt bin ich auch noch wasserverbunden!“.)
Inzwischen studiert sie Life Science, „weil ich mich noch mal fördern und fordern wollte.“
Neues ausprobieren, wenn es sich anbietet. So wie diese Rikscha, die da bei einer Hochzeit beim Neuwerk Ende Juli (2024), sie arbeitete dort im Service, herumstand. „Ich habe da zum ersten Mal eine echte Rikscha gesehen!“ Nachts um zwei nach Arbeitsschluss „hat das Gefährt mein Interesse geweckt.“ Und Michael Buchmüller, der damit das Brautpaar, seine Tochter und ihren Mann, gefahren hatte, lud sie gleich zu einer kleinen Rundfahrt ein. „Und nach wenigen Umdrehungen hatte ich schon das Gefühl von Wind und Freiheit!“ Und als Michael dann noch vom Projekt erzählte und dass sie Fahrer:innen suchen würden, da war Anna sofort bereit.
„Mir hat das in dem Moment schon so viel gegeben, dass ich das unbedingt weitergeben wollte.“
So wurde sie eine Pilotin von “Radeln ohne Alter”. Die, die hinten drauf sitzt. Die da ist und sich ins Gespräch der vorne Sitzenden einbringt. Oder sich raushält, wenn die beiden vor ihr zwanglos ins Gespräch kommen.
Und manchmal hält sie an, steigt ab, plaudert. Wie vor kurzem am Seerhein. Man schaut hinüber auf die Baustelle des Assisi-Panoramas. Eine Dame, vorne, meint: „Das erlebe ich nicht mehr, dass die fertig wird…“ Anna erwidert optimistisch: „Ach doch, die ziehen das schnell in die Höhe.“ Worauf die Seniorin versonnen anfügt: „Na, vielleicht schaffe ich es ja dann doch noch auf die Dachterrasse da oben…“
Ein kurzer Ausflug, auch gedanklich, in die eigene Vergänglichkeit…
Anna hat die Erfahrung gemacht, dass die, die gefahren werden, immer ganz gelöst zurückkommen.“ Ich seh das an den Gesichtern: Anfangs noch etwas angespannt, am Ende überhaupt nicht mehr.“ Und für sie selbst ist es immer „eine schöne kurze Pause vom Alltag.“ Zeit um runterzukommen, zu entschleunigen, den Fokus auf das Hier und Jetzt zu lenken.
Und sie mag es, wenn sie Einblicke in das Leben derer erhält, die mit ihr fahren und sich öffnen.
Und überhaupt: „Wir fahren los, und schon ein paar Meter weiter sind die Senior:innen begeistert vom Unterwegssein.“ Eine habe öfter während der Fahrt immer wieder laut „Hallo, hier kommen die Rikschafahrer!“ ausgerufen.
Es brauche ja so wenig, um viel zu erreichen. „Das ist überhaupt kein großer zeitlicher Aufwand für mich.“ Aber der Eindruck, den so eine Fahrt hinterlasse, sei immens.
Auf einer Tour halten sie am Palmenhaus. Leider abgeschlossen. Eine Frau kommt zufällig vorbei, hat den Schlüssel mit, öffnet ihnen. Die beiden Fahrgäste freuen sich. „Da waren wir noch nie drin!“ Und eine andere Dame erklärt Anna auf einer Fahrt durch das Altparadies, dass „da hinten früher immer die Schweizer hingingen.“ Weil da nämlich ein „Puff“ gestanden habe. Ah, so! Man lernt doch immer wieder neue Ecken in der Stadt kennen!
Also, meint Anna abschließend, es lohne sich bei „Radeln ohne Alter“ mitzumachen.
Denn es brauche ja wirklich nicht viel.
Und vor allem: „Wir sind doch eine Gesellschaft!“