Mit der Rikscha durch Konstanz
Radeln ohne Alter Konstanz e.V.
Seit Mai 2024 ermöglichen wir Senior:innen und Menschen mit mobiler Einschränkung mit unserer orangen Rikscha kostenlose Ausfahrten zu Lieblingsorten in Konstanz – für ihr „Recht auf Wind im Haar“.
Ehrenamtliche Pilot:innen, die wir schulen, fördern so ihre Teilhabe am Stadtleben.
Unser Ziel: Rikschas in vielen Stadtteilen, damit Nachbarn einander näherkommen.
Sie finden das Projekt toll?
So können Sie uns unterstützen!
Damit fahren wir durch Konstanz
Unser Rikscha-Fuhrpark
Um die Mobilität der Senior:innen und mobil eingeschränkten Personen zu erhalten, haben wir verschiedene Möglichkeiten der Fortbewegung zur Verfügung:
Zweisitzer-Rikscha
Für alle, die noch selbst laufen können, z.B. am Rollator, gibt es die Zweisitzer-Rikscha, deren Fußteil abgesenkt werden kann, sodass man „ebenerdig“ einsteigen kann.
Rollstuhl-Version
2. Für Menschen, die an den Rollstuhl gebunden sind, wird es ein Fahrrad geben mit einer „Bühne“, auf die ein Rollstuhl einfach hinauffahren kann und wo dieser dann festgegurtet wird.
Zweiertandem
3. Für Personen, die noch selbst etwas mittreten wollen, gibt es zwei Zweiertandems, auf denen man nebeneinander sitzt. Der Pilot, die Pilotin lenkt das Fahrzeug.
Alle Fahrzeuge sind elektrounterstützt
sodass die Pilot:innen selbst entscheiden können, ob sie „sportlich“ in die Pedale treten oder sich „elektrisch helfen“ lassen wollen.
Das sind unsere Pilotinnen und Piloten
Wir fahren Sie sicher durch Konstanz
Mitarbeiten
Ein Projekt wie „Radeln ohne Alter Konstanz e.V.“ braucht viele Helfer:innen. Aufgaben gibt es viele: Vom Betreuen von digitalen Kanälen über Verwaltungsarbeiten wie das Pflegen von Mitglieds- und Finanzlisten, aber auch das Werben neuer Mitglieder auf öffentlichen Plätzen oder das Reparieren und Warten der Fahrräder- vielfache Talente und Fähigkeiten werden gebraucht.
Spenden
Haben Sie zum Beispiel einen runden Geburtstag, schon alles geschenkt bekommen und können guten Gewissens auf einen weiteren Geschenkkorb verzichten, dann wählen Sie doch diese Option: Sagen Sie Ihren Gästen, dass Sie bei Ihrem Fest eine Kasse aufstellen (die Sie von uns ausleihen können: info@radelnohnealter-kn.de ).Die Spende bekommt der Verein, und wir organisieren dann mit dem Jubilar/ der Jubilarin eine schöne Ausfahrt mit der Rikscha in und um Konstanz. Und schenken einen unvergesslichen Nachmittag! Das können Sie natürlich auch als Gäste selbst in die Hand nehmen und so eine Fahrt verschenken!
Mitglied werden
Sie können Mitglied werden und uns jährlich einen Beitrag per Lastschriftverfahren zukommen lassen. Das Antragsformular finden Sie hier. Das können Sie am Computer ausfüllen und dann absenden an info@radelnohnealter-kn.de. Wählen Sie, ob Sie „Ordentliches Mitglied“ (120 Euro) oder Fördermitglied (60 Euro) werden wollen.
Erfahrungsbericht
Mit der Rikscha unterwegs
Michael Buchmüller . 1. Vorsitzender des Vereins „Radeln ohne Alter Konstanz e.V.“ berichtet hier von seinen ersten Fahr-Erfahrungen im Frühjahr 2024.

Mit der ersten Rikscha Präsenz zeigen
Mitte Mai 2024 fahren mein Nachbar und ich nach Frankfurt, um die erste Rikscha abzuholen. Ein Ausstellungsstück für 7500 Euro, deutlich günstiger als eine neue, die über 12 000 Euro kosten würde. Auch wenn der Verein noch in Gründung ist: Eine Rikscha soll her, um in der Stadt Präsenz zu zeigen. Und die „Rechnung“ geht auf, denn wo man auch hinkommt: die orangene Rikscha erregt Aufsehen. Und sitzt dann noch ein/e Senior:in vorne drin, wird kräftig gewunken! Und alle Passanten beginnen zu lächeln, Denn jede/r begreift sofort, was wir da tun.
Die Seestraße und Gemälde im Haus Zoffingen
Ich hole mit der Rikscha Frau S. ab. Die seit sieben Monaten im Haus Zoffingen wohnt. Sie hat sich gerichtet: Roter Lippenstift, roter Strohhut. Wir wollen sie erst noch zur Seestraße fahren, „wo ich früher, als ich in der Von-Emig-Straße wohnte, täglich hinging.“ Aber obwohl sie nun nur weniger hundert Meter von der Seestraße entfernt lebt, habe sie es in all diesen Monaten nicht mehr dort hingeschafft. „Sie machen mir eine große Freude,“ sagt sie immer wieder. Wir rollen über die Fahrradbrücke hinüber, stehen still am Seerheinufer, wo Wellen an den Wall klatschen. Das Wasser steht hoch nach dem vielen Regen. Frau S. erzählt von einem früheren Hochwasser, „wo man ab dem Casino nicht mehr weitergehen konnte.“ Vorher hat sie mir noch erzählt, dass sie Malerin ist. Viele ihrer Bilder hängen auch im Haus Zoffingen. Zurück am Seniorenheim verabschieden wir uns voneinander, nachdem wir für den nächsten Tag einen Besuchstermin ausgemacht haben. Ich bin neugierig geworden. Auf ihre Bilder! Am nächsten Tag: Stolz führt mich Frau S. durchs Haus: Gemälde von Tieren und Pflanzen, detailgetrau abgebildet, beeindruckende Kunstwerke, allein in ihrem Zimmer lagern noch Dutzende weitere. Sie alle zeigt sie mir. Eine Pflegerin erzählt, wie man diese alle „gerettet“ habe. Frau S. musste nämlich ganz plötzlich ins Heim. „Und wir sind zu ihr nach Hause gefahren und haben alle Bilder eingepackt, ansonsten wären sie entsorgt worden.“ Jetzt sind sie gerettet- und viele von ihnen aufgehängt in den Fluren und Gängen vom Haus Zoffingen.
Unser Fazit dieser Aktion, kurz und knapp: Frau S. kam mal wieder raus aus dem Heim, und ich kam rein. Türen sind aufgegangen, wurden durchlässig. Genau das, was wir vom Verein „Radeln ohne Alter“ unter Teilhabe am Stadtleben verstehen.
Die Fahrt zum Friedhof
Konstanz im Juli: Frau K. lebt ebenfalls im Haus Zoffingen. Ihr Mann ist vor zwei Jahren gestorben und liegt auf dem Hauptfriedhof. Von der Rikscha hat sie in der Zeitung gelesen und sich gleich gemeldet. „Denn ich will mal wieder meinen Mann besuchen.“ Ein heißer Junitag, 14 Uhr. Ich hole sie ab, sie sitzt schon auf der Bank vor dem Heim und wartet. „Ich will ja niemanden warten lassen.“ Sie besteigt problemlos die Rikscha, und kaum sind wir losgefahren, beginnt sie zu erzählen. „Wir waren 60 Jahre verheiratet.“ Und die ganze Stadt kenne sie natürlich auch. Eine Erinnerung pro Straßenecke, an der wir vorbeikommen. Noch immer nagt an ihr, dass sie die eigene Wohnung aufgeben musste. Und noch immer fehlt der Ehemann, der nun so unwiederbringlich fort ist… Seit Weihnachten war sie nicht mehr auf dem Friedhof, und dass sie nun wiederhinkomme- ein Traum! „Da machen Sie mir ein riesengroßes Geschenk.“
Auf dem Friedhof dirigiert mich Frau K. souverän zum Grab ihres Mannes. Dort parken wir, ich setze mich zu ihr nach vorne. Sie erzählt von ihren Kindern, von den gemeinsamen Jahren, sie spricht den Verstorbenen an, Tränen kommen, für die sie sich schäme. „Das brauchen Sie doch nicht.“- „Unfassbar, dass er nicht mehr da ist-…. „
Wir verharren einige Minuten in Stille, dann verabschiedet sie sich, wirft ihm eine Kusshand zu. Verspricht wiederzukommen.
Epilog
Eine 94jährige Winzertochter aus dem Haus Zoffingen will mal wieder ein Viertele trinken. Wir machen deshalb eine Ausfahrt in einem Biergarten, sitzen am Tisch, ein Glas Weißwein (für jeden) wird bestellt. Sie erhebt das Glas und spricht: „Ich lieb den Wein, ich lieb den Wein, im Sitzen und im Liegen. Und bin ich einst ein Engelein, lieb ich ihn auch im Fliegen!“ Na denn: Prost!